Alleinige Sorgerecht für Vater aufgrund von Verwahrlosung durch Mutter

  • Hallo ihr lieben :) ,
    mein Name ist Ksenia und ich habe folgendes Problem.
    Es geht um meinen kleinen Halbbruder der momentan bei meinem Vater seine Pfingstferien verbringt.
    Aber erstmal zu den Fakten. Mein Vater und meine Stiefmutter sind seit 5 Jahren geschieden und haben ein gemeinsames Kind. Sie haben auch ein gemeinsames Sorgerecht für ihn. Mein Vater lebt in Bayern/Unterfranken und seine Ex-Frau ist vor ca. 3 Jahren nach Freiburg umgezogen(das sind ca. 400km Entfernung) . Seit dem ist uns nach und nach aufgefallen dass der Kleine extrem an Gewicht zunimmt und sich auch zurückzieht. Wir haben schon mehrmals versucht mit der Ex-Frau zu reden und sie darauf aufmerksam zu machen aber ohne Erfolge. Auch das Jugendamt haben wir schon eingeschaltet und ein Gespräch mit der Ex-Frau vereinbart und mit ihr über seine Gewichtszunahme und damit verbundene Folgen zu reden aber auch ohne Erfolg. Jetzt ist der Kleine(^^oder eher der Grosse) 10 Jahre alt und wiegt bei einer Körpergrösse von 150cm 83Kg (innerhalb von einem halben Jahr hat er 20kg zugenommen) . Er hat einen sehr hohen Blutdruch und bekommt (meiner Meinung nach wegen dem Blutdruck) ständig Nasenbluten. Er atmet auch sehr laut und hat Rückenschmerzen. Heute bringt mein Vater den Kleinen zum Kinderarzt, damit er ihn untersuchen kann und uns wenigstes sagen kann was Sache ist.


    Aber nicht nur sein gesundheitlicher Zustand macht uns sorgen. Er sieht auch ziemlich verwahrlost aus. Als er letzte Woche ankamm, war er richtig dreckig in den Ohren, seine Füsse waren dreckig und er hatte ungepflegte Hände (lange Fingernägel und Dreck drunter). Mein Vater hat ihn dann gebadet und mir erzählt dass er schon wunde Stellen unter seiner Fettschürze hatte und es sich alles entzündet hatte. Er hat ihn auch gefragt wie oft er den in der Woche badet, er sagte nur ein mal in der Woche. Das kann doch nicht sein. =O


    Er erzählt auch unter tränen, dass ihn die Kinder in der Schule hänseln und ihn verprügeln und dass er auch deswegen öfters mal nicht zur Schule geht. Die Mutter merkt das nicht (oder will es nicht), weil sie als Altenpflegerin ständig Nachtschichten schieben muss. Der Kleine bleibt dann auch über den Tag/Nacht alleine in der Wohnung und muss sich selber für die Schule fertig machen(wenn er den zu Schule geht) und nach der Schule muss er sich auch selber versorgen mit essen und sonstigem. Es ist mir dann klar wieso er so dick geworden ist.


    Mir ist auch klar, dass es nicht mehr so weiter gehen kann, sonst verlieren wir ihn irgendwann und dann ist es zu spät. Ich bin so verzweifelt und wütend auf die Frau, kann aber auch verstehen, dass sie auch Geld verdienen muss. Aber nicht auf Kosten des Kindes.


    Meine Frage ist es ob mein Vater deswegen das alleinige Sorgerecht beanspruchen könnte, weil er wegen seiner Operation nur wenige Stunden am Tag arbeiten muss und meinen Bruder so besser versorgen könnte. Und ausserdem wohne ich auch in der nähe und könnte so meinem Vater unter die Arme greifen. Auch seine aktuelle Frau würde den kleinen aufnehmen und sich um ihn sorgen.


    Jetzt hoffe ich auf Euren Rat, den ich bin richtig verzweifelt und es tut mir im Herzen weh ;( , wenn ich meinen Bruder so sehe, ich will ein gutes Leben für ihn, Freunde und eine Familie die Ihn liebt in seiner nähe <3 .


    Danke schon mal in Voraus <3

  • Hallo ksenia,


    Zitat

    Meine Frage ist es ob mein Vater deswegen das alleinige Sorgerecht beanspruchen könnte


    Das könnte er natürlich tun. Würde ich aber nicht empfehlen.


    Das würde bedeuten, dass der KM das Sorgerecht entzogen werden soll. Die Hürden daran sind sehr hoch gesteckt. Da recht das Vorgetragene m.M.n. noch nicht aus.


    Besser wäre es, wenn der Vater da alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht für sich beantragt. Das ist ein Teil des Sorgerechts. Damit dann der Vater dann aber bestimmen, wo das Kind seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort hat.


    Ich würde das Thema nochmals beim Jugendamt vortragen und wenn die nicht darauf eingehen, einen Fachanwalt für Familienrecht damit beauftragen.


    Wichtig im Gespräch mit dem Jugendamt... niemals die Mutter schlecht machen. Immer nur herausstellen, dass man das Beste für das Kind möchte. Nicht von "meinem Kind" sprechen sondern immer die Formulierung "gemeinsames Kind" wählen.


    LG chico

  • Hallo,


    je öfter ich den Eröffnungsbeitrag lese, desto nachdenklicher werde ich.


    Erst einmal: alleiniges Sorgerecht ändert an der Situation gar nichts. Hierfür sehe ich null Ansatz. Die paar Unterschriften, die da zu leisten sind, dass die Mutter die im Fall des WEchsels des Aufenthaltsortes nicht leisten würde, das sehe ich nicht.


    Was ich aber sehe, das ist ein Kind, was sich selbst aus was für Gründen auch immer vernachlässigt. In dem Alter, sorry, da waren meine Kids schon lange für ihre Körperpflege verantwortlich. Wieso ist es der Junge nicht? Wieso erklärt der Vater ihm nicht, dass es seine Angelegenheit ist, für Reinlichkeit, Nagelpflege u.s.w. zu sorgen? Dass man regelmäßig unter die Dusche hüpfen muss? Auf so was reagieren die Kinder nämlich durchaus mit Verachtung. Das ist so meine Erfahrung.


    Wieso geht der Vater mit dem Kind nicht mal zum Arzt? Lässt ein Gutachten Erstellen und macht dieses der Mutter zugängig? Hilft dem Kind auf die Sprünge, was die Pflege und die Selbstversorgung mit vernünftigen Lebensmitteln angeht? Schaut, ob das Kind in der Schule essen kann - was ja heute die Regel bei weiterführenden Schulen ist? Das wäre für mich so der Einstieg in die Problematik. Und dann sieht man weiter.


    Vielleicht zum Trost, was das Übergewicht angeht. Mein Jüngster hatte bis etwa 14 Jahren zu viel gewogen. Trotz vernünftiger Ernährung, er war einfach verfressen. Und das Elternhaus kann natürlich nicht kontrollieren, was auswärts gegessen wird. Dann tat es einen Schlag, er wuchs und wuchs und seitdem ist er schlank, heute mit 24 der Schwarm aller Mädels. Auch das gibt es.


    Und noch etwas: du solltest dich aus der Angelegenheit raus halten. Ich würde mir auch jedwede Einmischung von Dritten (und du bist eine Dritte für die Stiefmutter) verbitten. Du trägst mit Sicherheit nicht zur Entspannung der Situation bei, im Gegenteil.


    Wenn das Kind die Schule schwänzt, dann wird sich die Schule schon mit den Eltern in Verbindung setzen. Das wird auf Dauer nicht toleriert. Und - wenn die Mutter Nachtschicht hat, dann ist sie ja gerade zu Hause, wenn das Kind aufsteht. Insoweit ist dein Sachvortrag widersprüchlich.


    Also, nichts genaues bekannt, aber auch keine Bemühungen des Vaters, seinen Erziehungsauftrag bei Anwesenheit des Sohnes wahrzunehmen. Vielleicht damit mal anfangen?


    Herzliche Grüße


    TK