Fragen zu Trennung - Scheidung - Zugewinn (Immobilie)

  • Liebe Forengemeinde,


    ich habe ein paar dringende Fragen; vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen.
    Kurz zu meiner Situation, damit nicht womöglich ein falscher Eindruck entsteht ...
    Seit einigen Monaten empfinde ich die Art und Weise, wie mein Mann unsere Kinder und mich behandelt, als zunehmend nicht mehr erträglich. Ich stehe immer wieder vor der Frage, ob ich hier etwas völlig überdramatisiere, oder ob bei uns nicht immer öfter die Grenze zur seelischen Misshandlung, vor allem meinen Kindern gegenüber, überschritten wird. In meiner Not habe ich mich an den örtlichen Frauennotruf gewandt, wo sich meine Befürchtungen leider bestätigt haben, dass das, was wir seit Jahren immer wieder erleben, als psychische Gewalt anzusehen ist.


    Mir geht es seither emotional nicht gut; ich muss mich der Frage stellen, ob und wie ich nach 14 Jahren Ehe eine Trennung vollziehen kann, wie mein Mann darauf reagieren wird, was aus mir und den Kindern wird. (Es sind drei Kinder, im Alter von 12, 10 und 3 Jahren.)
    Mein Mann ist leider unter keinen Umständen bereit, zu einer Beratung zu gehen, da er unfähig zu sein scheint, sich und sein Verhalten in irgendeiner Art und Weise infrage zu stellen; ob die beinahe schon psychopathischen Eigenschaften, vor denen mich die Beraterin beim Frauennotruf warnt, zutreffen, weiß ich nicht, hoffe aber, dass es nicht ganz so schlimm ist.
    Ich muss aus dieser Beziehung raus, und meine Kinder auch.
    Nun bin ich leider in der altbekannten Falle, dass ich nach dem dritten Kind meine Arbeit (freiberuflich, alles dort Verdiente ins gemeinsame Haus gesteckt und auf gemeinsame Altersvorsorge vertraut) aufgegeben habe und dorthin nicht zurückkann. Ich bin von meinem Mann finanziell abhängig; er ist Alleinverdiener (Beamter), auf ihn läuft die private Altersvorsorge / Lebensversicherung.
    Wir haben in der Ehe ein Haus gekauft, das noch nicht abbezahlt ist, stehen beide im Grundbuch.
    Wir haben keinen Ehevertrag, keine Gütertrennung.
    Mein Mann hat kurz vor der Ehe ein weiteres Haus in seinem Heimatort gekauft, in dem seine Eltern bis heute leben. Das Haus ist durch Mietzahlungen der Eltern mittlerweile schuldenfrei.
    Ich würde mich gern einvernehmlich trennen, habe aber die Befürchtung, dass mein Mann das nicht akzeptieren wird.


    Meine Fragen wären nun:


    Gibt es eine Möglichkeit, den Partner zum Ausziehen aus dem gemeinsamen Haus zu zwingen, wenn die psychische Gesundheit der Kinder bedroht ist?
    (Ich möchte das Haus um jeden Preis irgendwie halten; meine Eltern würden mir evtl. durch Beleihung ihrer Immobilie beim Auszahlen meines Mannes helfen.)
    Wird sein zweites Haus, das während der Ehe durch das Abbezahlen der Schulden an Wert gewonnen hat, beim Zugewinn / beim Zusprechen des Familienhauses im Entscheidungsfall berücksichtigt, oder hat es damit nichts zu tun, weil es bereits vor der Ehe gekauft wurde?


    Ich würde mich über jeden Rat oder Tipp freuen.


    Vielen Dank und viele Grüße
    Piana

  • Hi,


    theoretisch ist alles möglich. Nur praktisch ist es aus verschiedenen Gründen so, wie du dir das vorstellst, kaum umsetzbar.


    1. Die Wohnung steht unter besonderem Schutz, mit "dreimal hinweg von mir", das läuft so nicht. Grundsätzlich muss der ausziehen, der sich trennen will, es sei denn, der andere akzeptiert die Entscheidung. Hier sind noch die drei Kinder da, die wohl mit dir im Haus bleiben sollen. Was ist, wenn der Mann sagt, die Frau könne gehen, aber sie sei psychisch so "angezählt", dass die Kinder bei ihm bleiben müssten? Dass Kinder automatisch der Mutter folgen oder aber mit der Mutter im Haus bleiben? Im Streitfall wären zwei Gerichtsverfahren anzuleiern, nämlich die Zuweisung der vormals ehelichen Wohnung zur alleinigen Nutzung zu beschliessen und die Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrechts für die Kinder auf die Mutter. Das hätte noch gar nichts mit dem eigentlichen Scheidungsverfahren zu tun. Und für all diese Zeit musst du dann dem Ehemann, sofern er auszieht, ohnehin für seine Haushälfte Nutzungsentschädigung zahlen. Bitte auch das in der finanziellen Planung berücksichtigen.


    2. Auch die finanzielle Zukfuntsplanung scheint mir nicht ausgereift. Du wirst kurz nach der Scheidung zwingend arbeiten müssen. Das ist offensichtlich nicht geplant. Denn bei drei Kindern wird bei dem Kindsvater nicht viel für Exenunterhalt übrig bleiben. Selbst wenn die Eltern den Mann auszahlen würden, bleibt ja immer noch der Abtrag, der Unterhalt des Hauses, Reparaturen, Steuern, Versicherungen u.s.w. Wovon willst Du das dauerhaft realisieren, einschliesslich der Kosten für die eigene Krankenversicherung?


    3. Die Frage des Zugewinns, das kann ich jetzt nicht abschätzen. Vom Grundsatz her ist alles, was vor der Ehe gekauft worden ist, neutral. Lediglich der Wertzuwachs kann eine Rolle spielen. Aber, selbst wenn, auch dieses Geld fliesst nicht jetzt.


    Mein dringender Rat: such dir professionelle Hilfe, lass alles durchrechnen, berücksichtige, dass der Mann im Jahr nach der Trennung etliches Geld weniger verdient, allein wegen des Steuerklassenwechsels. Und fange an, dir eine neue berufliche Zukunft aufzubauen. Ab zum Anwalt!


    Herzlichst


    TK

  • Das klingt alles sehr wohldurchdacht von Timekeeper.


    Ich persönlich möchte noch einbringen: wenn die Ursache für den Trennungswunsch ist, dass der Mann sich seit ein paar Monaten anders verhält als all die Jahre vorher, dann muss es dafür Gründe geben. Auch wenn er selber sich weigert, an Therapien oder Beratungen teilzunehmen, dann versuche es doch erst einmal auf eigene Faust. Es gibt kommunale Familienberatungsstellen usw., wo Du Dich beraten lassen kannst. Vielleicht kannst Du dort auch Techniken erlernen, wie Du ihn erfolgreicher "ausfragen" kannst, was los ist. Vielleicht passt ihm auch etwas an Dir nicht, aber er ist sich selbst nicht im Klaren, was es eigentlich ist.


    Oder vielleicht könnt Ihr einen Weg finden, wo ihr mehr Abstand halten könnt, ohne sich gleich zu trennen. Nicht selten finden Paare dann auch wieder zusammen, wenn sie sich eine Weile mehr Luft zum Atmen gegeben haben.


    Immerhin geht es um viele Ehejahre und eine Familie mit 3 Kindern.


    Der Gang zum Anwalt kann dennoch nicht schaden, um sich mehr Klarheit über die eigene rechtliche und finanzielle Situation zu schaffen.


    Viel Glück und Erfolg!

  • Hallo und vielen Dank für eure Antworten.


    Ich möchte kurz erklärend hinzufügen, dass ich schon fast alles versucht habe, um meine Ehe und Familie zu retten, einschließlich einer Eheberatung allein, weil mein Mann nicht mitwollte. Die psychische Gewalt ist seit Jahren vorhanden; ich habe nur die Augen davor verschlossen, wollte nicht wahrhaben, dass mit meinem Mann etwas massiv nicht stimmt. Erst als die Verbalattacken (Abwertungen, Hohn, Spott, sexualisierte Bemerkungen, Sarkasmus) unseren Kindern gegenüber so schlimm wurden, dass ich es nicht mehr ertragen konnte, habe ich in meiner Not die Kinderärztin um Rat gefragt, die mich zum Frauennotruf geschickt hat. Dort bin ich seit Monaten bei einer Psychologin; es handelt sich nicht um eine telefonische Diagnose. Sie hat das Verhalten meines Mannes als narzisstisch eingestuft, und vieles davon passt in diese Persönlichkeitsstörung. Ob es tatsächlich so ist, kann ich nicht sagen; er möchte keine Therapie irgendwelcher Art machen; er sagt lediglich immer wieder, dass es mir zu gut ginge, ich aus einer Mücke einen Elefanten mache.
    Ich bin mit meiner Tochter in psychologischer Behandlung, weil sie Suizid- und Autoaggressionsgedanken geäußert hat, und ich gehe mit meinen Kinden zur Familienberatung. Mein Mann nimmt das alles nicht ernst. Er ist nicht an einer Änderung der Beziehung oder seines Verhaltens interessiert. Ich habe phasenweise Angst vor ihm, weil er so unberechenbar und unnahbar geworden ist. Mittlerweile weiß ich nicht mehr, ob der Mann, in den ich mich verliebt habe, damals anders war, oder ob er sich nur gut verstellt hat.
    Insofern sehe ich für mich und die Kinder keinen anderen Ausweg als eine Trennung, und dabei ist für mich als der finanzielle abhängige Teil (dieses Familienmodell wollte auch er immer so) die Frage existentiell, ob ich Möglichkeiten habe, ohne ihn mit den Kindern im Haus zu bleiben, oder ob ich mir mit drei Kindern eine Wohnung suchen muss, um eine räumliche Trennung herbeizuführen, bevor wir alle ernsthaften Schaden nehmen.


    Viele Grüße
    Piana