Wem gehört was?

  • Ich fürchte, ich lebe da manchmal in der Realität und nicht zwischen Aschenputteln und Bankmillionären. Eher Dekan an einer Uni und einer Sozialarbeiterin (nachdem sie nach vielen, vielen Bewerbungen wieder einen Job gefunden hat). Die Raten fürs Haus waren so bemessen, dass da nicht viel übrig geblieben ist, ist ja klar: die eigene Immobilie ist ja immer die beste Geldanlage, also steckt man alles dort hinein. Also war da außer dem noch nicht abbezahlten Haus nichts Signifikantes übrig.


    Im Übrigen hat die Frau in all den Jahren auch viel in die Familie eingebracht, was keineswegs zu 50% aufgeteilt wurde: nämlich die Kinder versorgt. Der Mann hat das Geld verdient. Bei der Scheidung wird dann aber nur aufs Geld geschaut. Finde ich ein bisschen unfair.


    Natürlich hätte sie sich nicht mit 50% ins Grundbuch eintragen lassen müssen. Aber, wenn es dann abbezahlt ist, gehört es ihr eben auch erst mal nicht. Kein Risiko, kein Gewinn. Obwohl sie mit der Kinderbetreuung bei Verzicht auf Arbeit auch viel geleistet hat.


    Ehevertrag? Ich kenne niemanden, der einen gemacht hat. Vielleicht fahrlässig. Meistens war es in meinem Umfeld aber so, dass man in jungen Jahren sowieso nix hatte und vorhatte, alles gemeinsam aufzubauen. Ist dann halt blöd, wenn dann einer mitten drin das Weite sucht und der andere dann mit der Hälfte der Schulden da steht ohne Chance, sie abzuzahlen. Soo weltfremd ist nicht, denke ich.

  • Hi,


    das Grundbuch hat doch da gar nichts mit zu tun. Es geht um die Darlehen und die schuldrechtliche Haftung. Und, schon jetzt gehört ihr die Hälfte des Hauses. Warum soll da anders gequotelt werden? Ihre Arbeit und die seinige werden im Innenverhältnis gleich bewertet, wie soll es anders funktionieren?


    Herzlichst


    TK

  • Das Haus gehört im Zweifelsfall der Bank und ihr die Hälfte der verbleibenden Schulden. Sie hat die Kreditverträge mit unterschrieben, dafür hat sie 50% der Eigentumsrechte und -pflichten an dem Haus. Von ihrem Gehalt hätte sie sich nie ein Haus leisten können, braucht es aber, weil sie ja nun mit 2 Kindern und als alleinstehende Sozialarbeiterin (Zeitverträge) kaum Chancen hat, eine Wohnung zu einem erschwinglichen Preis auf dem Markt zu bekommen. Das war vor 25 Jahren noch nicht so absehbar, denke ich, oder man hat eben auch noch nicht so weit gedacht.


    Ihre Leistungen (Kinder aufziehen und Ausbildungs-/Arbeitsleistungsverzicht) werden wenig honoriert. Lediglich die finanzielle Leistung oder auch Fehlleistung des Verdieners werden geteilt. Wäre mir neu, dass "Muttersein" bezahlt wird (vom Kinder-, Mutterschafts- und Elterngeld mal abgesehen, aber das sind verglichen mit Einkommen aus Arbeit geringere Beträge und auch zeitlich begrenzt). Wenn es verwertbare Erträge gibt, ist das ja schön, aber das ist vermutlich weniger oft der Fall. Meistens geht es darum die Schulden zu teilen, und da ist die einkommensschwächere Frau mit Kindern dann eben einfach im Nachteil, wenn sie im gleichen Maß herangezogen werden soll wie der verdienende Ehemann.


    Aber es ist schwierig, da eine gerechte Lösung zu finden, das sehe ich schon ein. Muss ja am Ende auch praktikabel sein.


    Und letzten Endes: verhungert ist diese Familie auch nicht. Der Exmann hat anständig Unterhalt gezahlt, die Ehefrau hat Arbeit, sie konnten das Haus behalten, bis die Kinder dann groß genug waren. In der Zeit haben wir uns aus den Augen verloren, ich weiß nicht, was aus der Familie geworden ist.


    Besser, man lässt sich nicht scheiden ....


    Schönes Wochenende!

  • Hi, nun kommer wir mal auf den Punkt. wir haben seit ca. 40 Jahren das Verschuldensprinzip nicht mehr, und das ist auch gut so. Wenn man aber nicht weiss, wer was zu verschulden hat, dann muss es ohne weiter gehen.


    Der Wert der Leistung eines Erziehenden, der zu Hause bleibt, muss sich am Einkommen der Familie ausrichten. Deshalb wird ja auch geteilt. Frau (in dem Fall hier, könnte natürlich auch Mann sein) ist also ebenso viel Wert in der Leistung wie Mann. Wir haben es also mit einem Konzept zu tun, welches von mündigen Bürgern ausgeht.


    So, und jetzt zu der Sozialarbeiterin. Ich gehe jetzt von heutigen Zahlen aus. Im Minimum bekommt sie 1400 € netto, wahrscheinlich mehr, auch als Berufseinsteigerin. Dazu kommen bei einem Uni-Dekan im Minimum für zwei Kinder nochmals 1000 € dazu. Plus das Kindergeld. Dann wären wir netto bei 2600 €, wahrscheinlich bei mehr. Ohne den Unterhalt, den der Mann zumindest bis zur Scheidung zahlen muss.


    Und davon soll man sich keine Wohnung leisten können, kein Haus abzahlen?


    Herzlichst


    TK

  • Ums Verschulden geht es nicht.


    Und, wie gesagt, ich denke, man muss sich keine Sorgen machen, dass die Familie verhungern musste.


    Dennoch: in Städten ist Wohnraum teuer, wenn überhaupt zu bekommen. Tatsache ist, dass sie von ihrem Gehalt sicher kein Haus in einer Großstadt abzahlen kann.


    Zuletzt: das war damals der Stand so um das Jahr 2008 bis 2011. Wie man sich dann letztlich geeinigt hat, weiß ich nicht. Wir haben uns dann aus den Augen verloren. Solange die Jungs bei ihr gelebt haben, waren sie jedenfalls in dem Haus, also nehme ich an, dass der Exmann die Raten erst mal noch zum überwiegenden Teil gezahlt hat.


    Schönen 1. Adventssonntag.

  • Hi,


    na ja die Mutter hat für sich und die Kids netto im Minimum knapp 3000 € zur Verfügung gehabt. Davon lässt sich auch ein Haus abzahlen. Und im Trennunsjahr dürfte noch ein Tausender pro Monat als Trennungsunterhalt dazu gekommen sein. Da zu jammern, das ist doch müssig. Es ist nun mal so, dass eine funktionierende wirtschaftliche Einheit bei Trennung nicht in zwei wirtschaftliche Einheiten aufgeteilt werden kann, die den gleichen Level behalten. Beide Seiten müssen sich einschränken. Das wird immer übersehen.


    Herzlichst


    TK

  • Keine Ahnung, wie viel Geld sie hatte. Ist ja auch schon lange her. Und verhungert ist sie nicht, wie gesagt. Anscheinend hat der Vater sich dann doch finanziell noch darum gekümmert, wenigstens bis die Kinder aus dem Haus waren, jedenfalls nehme ich das an. Tatsache ist aber, dass er sich eine einträgliche Karriere zusammenbasteln konnte, während sie dafür, und später für die Kinder, darauf verzichtet und nun das Nachsehen hat.


    Die Mutter, die Jahre damit verbracht hat, die gemeinsamen Kinder großzuziehen, tut sich beruflich dann eben doch erheblich schwerer, denke ich. Klar, es war ja eine gemeinsame Entscheidung, frau war nicht unbeteiligt. Dann hätten sie halt auf die Kinder verzichten oder sie kurz nach Geburt jemand anderem überlassen müssen, aber das will man ja dann oft auch nicht. Also ergibt sich da eine jahrelange berufliche Pause und es ist oft schwer, dann wieder hineinzufinden. Davon, dass Frauen für gleiche Arbeit ohnehin ja oft weniger Gehalt bekommen, ganz zu schweigen.