Kindesentfremdung

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier und hoffe, dass ich hier Hilfe/Tipps bekommen kann.


    Ich habe folgendes Problem: Ich habe mich im Oktober 2016 von meinem Mann getrennt (häusliche Gewalt). Wir haben 2 Kinder ( Tochter 11 und Sohn noch 13). Beim Auszug habe ich meine Tochter mitgenommen, der Sohn ist beim Vater geblieben. Das war mein größter Fehler, den ich je machen konnte. Mein Sohn und ich hatten sehr enge Bindung und so war ich mir sicher, dass er nach einer kurzer Zeit zu mir kommt. Leider ist es bis heute nicht geschehen. Im Gegenteil: Er will plötzlich nichts von meiner Familie wissen ( also Oma,...). Er hat angefangen sich zu weigern, an meinen Wochenenden zu mir zu kommen. Am Anfang habe ich es noch mit Zwang durchgesetzt, aber ihr könnt euch vorstellen, es waren keine schönen Tage. Jetzt ist es so, dass er gar nicht mehr zu mir kommt. Ich glaube ganz stark daran, dass mein Mann ihn manipuliert. Mein Sohn war immer sehr gerne bei meinen Eltern und von jetzt auf gleich will er nichts mehr von ihnen wissen, weil sie Papa anscheinend schlecht behandelt haben. Mein Mann war selber sehr gerne bei meinen Eltern, er war lieber bei meinen wie bei seinen, und hat das auch offen gesagt. Von meinem Sohn habe ich mal, so nebenbei, erfahren, dass mein Mann Sachen ihm erzählt was überhaupt nicht stimmt. Mein Mann hat mal Selbstmordversuch gemacht, ich habe ihn damals "retten" können. Es war ausgemacht, dass wir den Kindern nichts davon erzählen. Jetzt hat mein Mann es meinem Sohn erzählt und behauptet, dass es wegen mir war. Mein Sohn sagt auch, dass ich an allem Schuld bin. Mein Mann hat uns alle so schlecht gemacht, dass mein Sohn daran glaubt. Ich habe meinen Sohn seit Heilig Abend nicht mehr richtig gesehen. Ich habe Angst, dass ich meinen Sohn verliere. Wer kann mir helfen, wie ich da vorgehen soll? Wer hat Erfahrungen in so einem Fall?


    MfG Lena

  • Hi,


    das ist weniger ein juristisches als ein menschliches Problem. Ein dreijähriges Kind kann man sich unter den Arm klemmen und mitnehmen. Bei einem fast 14-jährigen ist es schwierig. Deshalb nur ein paar allgemeine Ratschläge. Das Kind ist in der Pubertät, hat also eigentlich schon mit sich alleine genug zu tun. Und dann noch eine Trennung der Eltern nach wohl einer sehr langen Ehe. Das müssen alle verarbeiten und das dauert. Gib dem Kind die Zeit. Sorge für eine ruhige entspannte Atmosphäre. Ohne Erwartungshaltung, ohne Einbeziehung von den Großeltern, einfach so, um eine gewisse Leichtigkeit in die Beziehung zu bringen. Halte Kontakt, ohne dich aufzudrängen. Schreib ihm Briefe, erzähl von deinem neuen Leben, von seiner Schwester. Und lass Ruhe einkehren. Das kann dauern, aber es kommt irgendwann. Und, fast 14 Jahre werden nicht einfach ausradiert, nur weil man sich nicht mehr so intensiv sieht. Glaub es mir einfach mal.


    Ich habe ein sehr intensives Verhältnis zu meinen beiden Kindern. Obwohl sie immer bei mir lebten, fing in dem Alter auch so der Abnabelungsprozess an. So die ersten großen Lieben, der Drang, selbständig zu entscheiden, eben das Erschließen der neuen Erwachsenenwelt. Wichtig ist, dass du ihn nicht unter Druck setzt.


    Viel Erfolg!


    Herzlichst


    TK

  • Hallo timekeeper,


    danke für die Antwort.
    Das ist es ja. Man hat zu mir gesagt, ich soll warten und ihm die Zeit geben. Hab ich gemacht. Ich habe aufgehört ihn zu zwingen an den Wochenenden zu mir zu kommen, hab aber mit ihm ausgemacht, dass wir uns wenigstens an einem Tag für ein paar Stunden treffen und mit der Schwester zusammen was unternehmen, damit er nicht zu Oma und Opa muss. Er willigte ein und dann bekam ich plötzlich eine Nachricht von ihm; " da ich ihn ja sowieso nicht will, bleibt er bei Papa, da es ihm da gut geht." Im Nachhinein, habe ich von meinem Sohn erfahren, dass es vom Vater kam. Mein Sohn antwortet mir auf keine Nachrichten, er geht nicht ans Telefon, er will nichts mit mir machen. Ich verstehe das mit der Pubertät, es ist aber mehr wie das. Meine Tochter kommt auch in die Pubertät und da gabs keine Probleme. Jetzt hat sich mein, noch, Ehemann Sachen geleistet, dass sie nicht zu ihm gehen will. Es ist einfach so schwer, wenn man 13 Jahre lang für das Kind da war und jetzt will es von einem nichts mehr wissen, nur weil der Vater nicht fähig ist die Kinder aus allem rauszuhalten.

  • Hi,


    erst einmal, die Trennung ist doch noch sehr frisch. Bitte vergiß das nicht. Und du selbst schreibst ja, du hättest das Kind gezwungen, die Wochenenden mit dir zu verbringen. Zwang in dem Alter? Das geht doch gar nicht. Und dann offensichtlich darüber hinaus auch noch Zwang, mit den Großeltern zu verkehren. Der Sohn hat sich klar entschieden. Das musst du respektieren, auch wenn es schwer fällt. Was nicht heisst, dass es immer so bleiben muss. Nur, in dem Alter sind die Spielregeln des Umgangs andere als bei jüngeren Kindern. Ich erinnere mich dran, dass ich in dem Alter bei meinen Kids erst einmal an den Wochenenden in deren Zimmern nachgeschaut habe, wer denn da ist, und welche Kumpels mit bei uns übernachtet haben.


    Du kannst dem Sohn im Augenblick nur die Tür offen halten. Und zwar vorbehaltlos und ohne Bedingungen. Das muss er wissen. Deshalb mein Vorschlag mit den Briefen. Und, nur weil ein Kind problemlos ist, muss es das andere nicht auch zwingend sein. Da ist die Entwicklung doch sehr unterschiedlich. Der eine bei mir war extrem häuslich, der andere ein Hansdampf in allen, wirklich allen Gassen. So sind sie nun mal, die Kids in dem Alter.


    Die Zeit arbeitet für dich, mach dir das klar. Und mach dich von der Vorstellung frei, dass es Trennungen gibt, die völlig abstrakt und unter völliger Loslösung der Kinder erfolgen. Schon durch die räumlichen Veränderungen sind die Kinder immer involviert. Es kommen die Verlustängste dazu, die gekränkten Eitelkeiten und auch die Tatsache, dass die Eltern ein Scheitern ihrer Lebensplanung ja auch verkraften müssen. Und das sollen Kinder in dem Alter nicht mitbekommen?


    Ich sehe juristisch einfach keine Möglichkeit, hier einen Umgang durchzusetzen.


    Herzlichst


    TK

  • Hallo,


    vielleicht hast du recht. Auch wenn´s weh tut, ich muss es akzeptieren und hoffen, dass es nicht schlimmer wird. Das mit den Briefen finde ich gut. Ich werde es mal ausprobieren.
    Danke.