Was kosten Kinder?

  • Hallo,


    laut Internet hast das Statistische Bundesamt mal ausgerechnet, dass Kinder im Laufe der Zeit bis zum 18. Lebensjahr 130.000 Euro kosten (klar -- je nachdem, wie sie von den Eltern ausgestattet werden. Ist halt Statistik und nur ein Durchschnitt, und leider weiß ich nicht, von wann die Statistik ist). Davon darf man das abziehen, was man an Förderungen für die Kinder bekommt (Steuerfreibeträge/Kindergeld, Elterngeld, Mutterschaftsgeld usw.) und was an Synergien zusammenkommt, wenn mehrere Kinder im Haushalt leben (aufgeteilte Kosten für Miete, Kleidung kann aufgetragen werden usw.).


    Mal ausgehend davon, dass ein Kind als Säugling ca. 300 Euro im Monat kostet (Startwert) und ausgehend von einer linearen Steigerung von Jahr zu Jahr (was natürlich nicht stimmt, aber die Rechnung vereinfacht, der Wert von 7,75% ist willkürlich festgelegt, damit am Ende die rund hundertdreißigtausend rauskommen) kommt man zu den Werten, die ich in der angehängten Tabelle mal schnell zusammengestellt habe (ich, der Excel-König).


    Das kann ja nun mal jeder mit der Düsseldorfer Tabelle vergleichen und feststellen, ob der Unterhalt reicht.


    Kritische Kommentare und Korrekturen wünsche ich mir sehr.

  • Hallo,


    so weit ab von der DT finde ich das nun auch wieder nicht. man muss ja auch berücksichtigen, dass in der untersten Einkommensstufe nur der absolute Mindestunterhalt gezahlt wird. der ist schon nah dran an den Werten. Und das Statistische BA wird sich vermutlich eher auf geregeltere Verhältnisse bezogen haben, also mittlere Einkommensstufen.


    Dass Kinder teuer sind, ist keine Überraschung und schon in den letzten Jahrzehnten hinlänglich untermauert worden. Die Frage bleibt aber, ob man den Wert eines Menschenlebens tatsächlich mit Geld aufwiegen kann und tatsächlich will. Natürluich muss in der heutigen gesellschaft am besten alles wirtschaftlich sein, selbst Gesundheit und Tod. Leisten können sich in Deutschland die meisten Kinder, zur Not mit staatlicher Hilfe. Und Kinder sind was tolles. Und wer keine willl, kann sich ja gern stattdessen von dem eingesparten geld nen ordentlichen sportschlitten kaufen ;)

  • Genau.


    Wie ich gerade woanders geschrieben habe: Kinder sind nicht teuer, sie sind wertvoll.


    Aber irgendwie muss man ja eine Handhabe für die Bestimmung der Unterhaltshöhe bekommen. Mit dem Wert des Menschen hat das freilich nichts zu tun.


    Nachträglich: ich wollte mit der Tabelle auch keineswegs die Behauptung aufstellen, dass an den Düsseldorfer Tabellen irgendwas nicht stimmen würde. Aber das wird oft in Zweifel gezogen, je nachdem ob der Zweifelnde nun Unterhaltspflichtiger ist oder -empfänger. Nun kann ja jeder selber nachsehen, ob es passt oder nicht.


    Noch ein Nachtrag zur Tabelle:
    Wenn man die Mittelwerte über die jeweiligen 3 Lebensphasen gemäß der DDT bildet, kommen da folgende Zahlen heraus. In Klammern der Mindestunterhalt laut DDT dahinter.

    • Phase 1.-6. Lebensjahr: 364,49 € (342 €)
    • Phase 7.-12. Lebensjahr: 570,41 € (393 €)
    • Phase 13.-18. Lebensjahr: 892,68 € (460 €)

    Summiert man die Mindestsätze der DDT auf, kommt man auf 86.040 € über den Zeitraum bis zum 18. Lebensjahr. Nimmt man die Höchstsätze, sind es 134.712 €.

  • Hi,


    ich sehe hier ein Problem. Die Düsseldorfer Tabelle setzt nicht den Bedarf des Kindes per se fest, sondern bettet den Bedarf immer, ausnahmslos immer in Lebensumstände (Machbarkeit, was steht an Geld zur Verfügung, wie viele Unterhaltsberechtigte sind da u.s.w.) ein. Und es ist nun mal ein gewaltiger Unterschied, ob man in einem Ballungsraum (Frankfurt, Hamburg, München) lebt oder aber in der Oberpfalz. Das fängt schon bei der Miete an, setzt sich aber bis in die Lebensmittelkosten hinein fort. Insofern sind diese ganzen Tabellen zwar ein Anhaltspunkt, mehr aber nicht. Auch der Faktor "Nebenkosten" ist unterschiedlich bis hin zu den Müllgebühren oder den Abwassergebühren. Ich war über Jahre hinweg einmal die Woche beruflich in der Oberpfalz. Ich habe meinen Wocheneinkauf grundsätzlich dort getätigt, der Unterschied zu einem Ballungsraum, in welchem ich wohnte, war gewaltig.


    Dazu kommen von Kind zu Kind natürlich noch Sonderausgaben. Bei dem einen ist es der Fußballverein und die regelmäßig fällig werdenden Fußballschuhe, beim anderen der Geigenunterricht und die Geige. Da gibt es regional bedingt, aber eben auch direkt kind bedingt riesen Unterschiede. Dazu kommen dann Nachhilfe, Hortkosten, evtl. auswärtige Verpflegung. Das sind alles so Ausgaben, da kann man nicht dran drehen, die sind eben da. Bei mir war es über Jahre eine Kinderfrau. Es waren keine Hortplätze frei, vorher auch keine Kindergartenplätze. Die Wartezeiten waren einfach länger als wir jeweils an einem Ort lebten.


    Und das ist die Schwierigkeit der Tabellen, die wir haben. Es muss ein Ausgleich geschaffen werden zwischen den speziellen Kosten des einzelnen Kindes und dem, was unter Berücksichtigung des Umfeldes machbar ist.


    Herzlichst


    TK

  • Mal unterstellt, dass das mit "meiner" Tabelle ungefähr hinkommt, stellt man fest, dass der Verfasser der Düsseldorfer Tabellen offenbar davon ausgeht, dass der nicht-finanzielle Anteil im Laufe der Jahre immer mehr zurückgeht und die eher die finanzielle Last zu teilen ist. Die "Betüdelungsnotwendigkeit" geht immer weiter zurück, materielle Bedürfnisse (die zu teilen sind) rücken in den Vordergrund. Das finde ich interessant und auch keineswegs ungerechtfertigt.


    Nachtrag zur Tabelle: tatsächlich ist der Anstieg nicht linear, so wie ich gerechnet habe, sondern leicht progressiv. Das liegt daran, dass ich eine prozentuale Steigerung von Jahr zu Jahr eingebaut habe, da kommt dann ein "Zinseszinseffekt" hinzu. Aber es fällt nicht allzu sehr ins Gewicht. Vielleicht es sogar nicht unrealistisch. Gerade die letzten Jahre können dann schon sehr teuer sein (Führerschein, Auto, Auslandsaufenthalte, Urlaub, Taschengeld usw. oder doch zumindest "Zuschüsse" dafür).

  • @TK,


    meiner Meinung nach berücksichtigen die Tabellen ja schon einiges: Lebensphase des Kindes und Einkommensverhältnisse des Unterhaltspflichtigen. Im Grunde müsste man dann noch einen Regionalfaktor mit einbauen. Was völlig außen vor ist, sind die Einkommensverhältnisse der Elternteils, bei dem das Kind lebt. Ich finde es ein wenig unfair, dass der überhaupt nicht eingeht (denke ich da falsch?), und das ist ja auch immer mal wieder Stein des Anstoßes hier im Forum.


    Und wie gesagt: diese 130.000 Euro sind ein statistischer Wert. Da ist mit Sicherheit eine erhebliche Spannbreite drin, je nach Einkommen, Lebensstandard und Großzügigkeit der Eltern.

  • Du, es kann doch nur ein Ansatz sein. Allein die Größe der Kinderzimmer ist doch schon ein Faktor, der so eine ganze Rechnung ins Schwanken bringen kann. Wenn ich umgezogen bin (wie geschrieben aus beruflichen Gründen mehrfach), schwankte die Größe der Zimmer zwischen 8 und 16 qm. Pro Kind! Und allein dieser Kostenfaktor! Bis der Jüngste 12 war, habe ich eine Teilzeit-Haushälterin gehabt, ordnungsgemäß angemeldet, die kostete seinerzeit mich brutto etwa 800 DM. Und sie aß die Hauptmahlzeit bei uns mit. Als ich die dann nicht mehr brauchte, da kristallisierten sich die besonderen Begabungen meiner beiden Kids heraus. Natürlich gefördert, dafür ging das Geld dann drauf. Es ist eben völlig verschieden, der Bedarf. Das muss man halt sehen. Und ich weiss wirklich nicht, ob in diesen Statistiken z.B. der Wasserverbrauch u.s.w. drinne ist. Oder, mein Ältester wuchs in einem Jahr durch drei Schuhgrößen. Dann fing das mit den PCs an. Wurde zumindest beim Kleinen in der Oberstufe vorausgesetzt. Die Fahrten zu Konzerten beim Kleinen, beim Großen zu Fußballspielen.


    Deshalb freue ich mich wirklich für jedes, jedes Kind, bei dem die Eltern das verwirklichen können.


    Herzlichst


    TK

  • Tk,


    sollte eigentlich alle Kosten soweit umfassen. Du kannst ja mal gucken: hier habe ich es her: http://www.familie.de/eltern/w…kosten-kinder-536481.html.


    Aber wie gesagt: ich habe versucht, der Statistik der Düsseldorfer Tabelle eine Statistik der realen Kosten gegenüber zu stellen. Natürlich sind beides nur Statistiken. Da sind Abweichungen in alle Richtungen in nahezu beliebiger Höhe möglich und wahrscheinlich. Es soll nur ein Ansatz, eine Handhabe sein, um ein wenig ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Bedeutung dem Kindesunterhalt zukommt.


    Die einen sagen, eigentlich ist es doch viel zu viel Unterhalt, soviel gibt man ja gar nicht aus. Die anderen sagen, wenn man "alle" Kosten dazunimmt, reicht der Unterhalt sowieso nicht. Hier haben wir nun zwei Vergleichsstatistiken.


    In der Realität sieht es so aus, dass es den einen Monat mal zu viel und und in anderen Monaten wieder zu wenig ist und dass es davon abhängt, wie man wirtschaftet und ob man mal Glück oder auch mal Pech hat, ob man mit dem Schotter hinkommt oder nicht.


    Die DDT legen fest, was man an Anspruch hat und Punkt. Das ist dann das Einkommen, das man zur Verfügung hat. Ob man damit dann klar kommt, darüber kann man dann natürlich nur seine eigenen Statistiken führen ...

  • Hi,


    na ja, ich bin der Ansicht, dass man nicht viel herauswirtschaften kann, einfach, weil die meisten Kosten (Miete, Schulbus u.s.w.) fest liegen. Natürlich, man kann auf fast food verzichten und selbst kochen, was ich z.B. bis heute mache. Und es muss auch keine teure Markenkleidung sein, war es bei uns auch nicht. Ich hätte auf die Finanzierung der Hobbies verzichten können, das war eigentlich der einzige Punkt bei mir, wo man hätte drüber diskutieren können. Ich hatte das "Pech," zwei hochbegabte Kinder in verschiedenen "Sparten" zu haben. Und die ganze finanzielle Last lag auf mir allein. Wenn auch nur der Mindestsatz der DT bezahlt worden wäre, dann hätte es doch ganz anders ausgesehen, die Kosten wären auf zwei Elternteile verteilt gewesen.


    Ich will nicht an der DT rühren. Ganz und gar nicht. Ich will nur mit dem Glauben/Gerücht aufräumen, von den Zahlungen könnte sich das Elternteil, bei dem die Kids leben, ein tolles Leben machen. Und noch etwas: ich habe ja immer gearbeitet, es geht, ich bin das beste Beispiel dafür. Aber, ganz klar, die Karriere fängt dann an, wenn man flexibel ist. Bei mir waren es Schulungen in den USA, die ich erst machen konnte, als der Jüngste so etwa 12 war. @ Ludwig schreibt in seinem Thread völlig richtig, dass seine Karriere eben einher geht mit Arbeit bis spät in den Abend. Auch dieser Punkt sollte nicht einfach totgeschwiegen werden. Ein sehr bekannter Physiker sagte mir mal, er habe auf Familie bewußt verzichtet, weil Forschungen nun mal nicht von 8-17 Uhr stattfinden, sondern, wenn man "dran" ist, eben völlig ungregelmäßig länger.


    Worauf ich hinaus will: letztlich ist das ganze ein "Familienpaket," auch wenn die Eltern getrennt leben. Man kann nicht sauber gegenrechnen. Man kann nur versuchen, zu einem Ausgleich zwischen den einzelnen Familienteilen zu kommen, der akzeptabel ist.


    Und, was auch ganz wichtig ist, die Nichtzahler sollten sich mal überlegen, was sie ihren Kindern antun. Ich habe seinerzeit bei der neuen Ehefrau meines Ex eine Taschengeldpfändung durchgeführt. Kam für zwei Kinder immerhin 100 DM zusammen. Kommentar meiner Kinder: "der soll sich wenigstens einmal im Monat dran erinnern, dass es uns gibt." Es hat ihnen gut getan. Auch so ein Aspekt der Problematik, den ich vor dieser Äußerung nie berücksichtigt habe.


    Herzlichst


    TK

  • Moin TK,


    völlig richtig, und ich denke, so wie Du beschreibst, wie Du gewirtschaftet hast, war das bereits sparsam. Die Gegenüberstellung der DDT mit dem, was das Bundesamt für Statisitik mal erhoben hat, zeigt, dass die Mittel da durchaus knapp bemessen sind. Und jeder verantwortungsvolle Unterhaltspflichtige sei herzlich eingeladen, freiwillig mehr zu leisten, sofern er es sich leisten kann, anstatt auch noch mit dem herumzuknausern, was die DDT vorschreibt. Auch nach der Trennung sind es ja immer noch die eigenen Kinder, auch wenn sie nun in einer anderen Familie aufwachsen.


    Normalerweise gibt es für Erfahrungen, die werdende Mütter während der Schwangerschaft und der Geburt und noch etliche Wochen danach machen, Schmerzensgeld. Mir ist nicht bekannt, dass irgendwo in den Unterhalts- oder Trennungskosten ein derartiger Posten zur Kompensation auftaucht. Aber in so fern halte ich es für völlig in Ordnung, wenn die Mütter in der Regel die Kinder bekommen und sie aufziehen, während der getrennte Vater dann eben zahlt und wenig Mitspracherecht hat, jedenfalls wenn die Mutter das möchte.


    Und letztlich liegt es ja auch immer noch am getrennten Paar selbst: wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Wenn man reif und erwachsen genug ist, kann man sich über fast alles verständigen. Und mehr für seine Kinder zu leisten, als man muss, ist sicher keine Schande.

  • Du, ich hatte gar keine andere Chance, als sparsam zu wirtschaften. Kindergeld seinerzeit 50 DM für das erste Kind, 70 DM für das zweite. Wir müssen erkennen, dass sich wahnsinnig viel getan hat, seitdem. Nicht nur, was das Kindergeld angeht, sondern auch die Betreuung, die Kitas, Horte, auch das, was inzwischen das Jugendamt finanziert. Und das ist auch gut so. Die jungen Mütter haben es heute einfacher, wieder in den Job zu gehen bzw. drinnen zu bleiben. Auch die vielen home-office Plätze, die funktionieren, Anspruch auf Teilzeit-Arbeitsplätze, all das hatte ich nicht. Elternzeit gab es beim Großen noch nicht, beim Kleinen ein Jahr. Aber, das Geld hätte ja nicht zum Leben gelangt. ALG II gabs auch noch nicht. Aber, es hatte auch was positives, nicht nur meine Karriere, sondern auch bei den Kids. Sie können sehr, sehr gut mit Geld umgehen. Wissen, was wieviel kostet. Also Geldknappheit war sozusagen ein integriertere Bestandteil der Erziehung. Nicht im Sinne "wir sind sooooo arm," sondern einfach im Sinne von "wofür geben wir was aus?"


    Herzlichst


    TK

  • Bravo!


    Das war sicher nicht einfach. Und natürlich hast Du Recht: man hat keine Wahl. Wenn das Geld alle ist, ist es alle.


    Ich persönlich halte auch nichts davon, die Kinder allzu reich zu beschenken und materiell auszustatten. Was sie halt brauchen, klar, aber da tut es im Moment auch Ware aus dem preislichen Mittelfeld oder auch was Gebrauchtes. Wenn die Kinder meinen, es muss eine xbox oder PS4 oder ein Apfelhandy sein: dann sollen sie darauf sparen. Das erzieht, wie ich hoffe, nicht nur zur Sparsamkeit, sondern auch zum achtsamen Umgang mit den Dingen. Das muss man allerdings auch selbst leben.


    Fast ein jeder wird in seinem Leben Phasen haben, in denen Geld knapp ist, und darauf sollte man seine Kinder auch vorbereitet haben. Und dann gibt es hoffentlich auch wieder Zeiten, in denen das Portemonnaie mal wieder etwas lockerer sitzen darf.


    Im übrigen ist der Eindruck, wenig Geld zu haben, durchaus sehr subjektiv. Reich sind Menschen, die sich bewusst und dankbar dafür sind, dass sie mehr haben als sie brauchen. Und was man braucht und was man nicht braucht, ist oft auch nur eine "Kopfsache" (wenn man mal von den Grundbedürfnissen absieht, wie zu Essen und ein Dach über dem Kopf zu haben).

  • Du, ich sehe gerade, dass du noch eine Frage hattest. Warum der Faktor der Arbeit des Elternteils, bei dem das Kind wohnt, nicht einberechnet wird? Ab Volljährigkeit wird er ja mit einberechnet. Da dann ganz direkt. Und davor dann, wenn dieses Elternteil deutlich mehr verdient als das zahlende Elternteil auch. Ansonsten, wir haben 70% aller Kinder, die bei Alleinerziehenden leben, bei denen die Unterhaltsleistungen des Zahlers gar nicht erfolgen oder unzureichend. Da schustert das Betreuungselternteil schon zu. Und bei den übrigen 30% heisst es ja nur, dass nach der DT gleistet wird. Ob das ausreicht, ist ja auch nicht klar. Bei mir hätte es nicht gereicht. Und wenn dann noch für eine gewisse Zeit die Jobs schlechter bezahlt werden, eben wegen der fehlenden Felxibilität, die Tagesmutter kostentechnisch dazu kommt u.s.w. , dann sind wir doch bei einer massiven Beteiligung des betreuenden Elternteils.


    Ja, es sind gewaltige Unterschiede gerade bei den festen Kosten. Gerade die Oberpfalz, da sind die Mietkosten etwa halb so hoch wie in dem Ballungsgebiet Rhein/Main. Und selbst das halbe Pfund Butter ist preiswerter. Hat mich auch überrascht. Aber es ist nun mal so. Eine junge Sozialarbeiterin in Frankfurt/Main zahlt für ein lautes Appartement in der Stadt (25 qm, ohne Kücheneinrichtung) warm 450 €. Für den Preis bekommst du in der Oberpfalz eine gepflegte 3-Zimmer-Wohnung. Und an diesen Kosten können wir eben nicht rühren, die Unterschiede sind auch nirgendwo so richtig erfaßt, wenn man mal von den KDU im Sozialbereich absieht.


    Herzlichst


    TK

  • Moin TK,


    und danke für Deine Ausführungen in Hinsicht auf den finanziellen Status des Unterhaltsberechtigten (oder dessen Elternteils). Es wunderte mich nur, weil es keinen Unterschied macht, ob das Kind nun bei einer wohlhabenden oder eher von Armut bedrohten Familie aufwächst. Sehr wohl wird aber das Einkommen des Unterhaltspflichtigen berücksichtigt. Hypothetischerweise könnte man da auch auf die Idee kommen, das auch davon unabhängig zu machen und sich auf den Standpunkt stellen: kein Kind ist "mehr wert" als ein anderes: der Unterhaltsanspruch ist für alle gleich. (Was natürlich nicht stimmt, aber oft durcheinander gebracht wird: der "Wert" eines Menschen hat ja nichts mit dem Unterhalt oder den Kosten zu tun, die er verursacht.)


    Dass in der Praxis dann sowieso doch oft nichts oder zu wenig gezahlt wird, steht ja auf einem anderen Papier, das kann man ja nicht von vornherein in den Gesetze oder -entwürfen berücksichtigen. Dagegen muss dann halt vorgegangen werden, und alle Rechtsmittel dazu sind vorhanden und können recht komfortabel genutzt werden.


    Was man noch hinzufügen muss: das Einkommen des unterhaltsberechtigten Kindes (nicht aber der, des aufziehenden Elternteils) wird ja sehr wohl einbezogen: soviel ich weiß, wird eigenes Einkommen eins zu eins angerechnet (von Einnahmen aus Ferienjobs mal abgesehen).


    Im Übrigen liegen die Einkommen in den unterschiedlichen Regionen aber auch sehr weit auseinander: die Differenz zwischen Nordbayern Region Nürnberg und Niedersachen Großraum Hannover liegen bei meiner Tätigkeit bei 30%. Hatte ich nämlich gerade.

  • Nochmals, in fast allen Fällen leisten beide Eltern ihren Unterhaltsanteil, der Elternteil, bei dem das Kind lebt, eben eher verdeckt. Aber, das ist in der Realität so. Das Einkommen des aufziehenden Elternteils geht seltener direkt ein in die Berechnung, da hast du recht, das hab ich auch nicht geschrieben. Nur tatsächlich werden die Kids eben mit diesem Einkommen mit finanziert, oder eben, wie in meinem Fall alleine. Ich hafte als erziehendes Elternteil nämlich subsidiär auch für die Kosten. Auch er ist verpflichtet, sein Kind zu unterhalten, ergibt sich aus dem Gesetz. In meinem Fall nicht nur verdeckt durch zuschustern, sondern auch direkt, einfach, weil ich eben verdiene/verdiente. Insoweit ist deine Feststellung nicht korrekt.


    Solange es keinen Einheitslohn gibt, keine Einheitsmiete, keine Einheitsgröße pro Wohnung (der Himmel möge das weiterhin verhindern), solange werden wir völlig unabhängig von der familiären Situation unterschiedliche Lebensstandarts haben. Eigentlich kommen die Kinder damit ganz gut zurecht, häufig besser als die Erwachsenen. Aber man kann als Eltern doch nicht in Saus und Braus leben, und die Kinder ohne Taschengeld am Existenzminimum halten. Das ist keine Frage der Trennungsproblematik. Und es bleibt jedem selbst überlassen, wie er die Gewichtung setzt, wie er mit seiner Familie das Leben gestaltet.


    Ein Beispiel, welches ich kenne. Der Sohn meiner Haushälterin hatte prima Noten, wäre zumindest ein Fall für die Realschule gewesen. Die Lehrer wollten es, ich bot Hilfe an. Nee, es blieb bei Hauptschule, wie es die Eltern hatten. Begründung war, wenn er in der Realschule scheitern würde, dann würde die Nachbarschaft die Eltern ob der Hybris auslachen. Es war kein finanzielles Problem, sondern eine Entscheidung für eine Lebensform.


    Natürlich gibt es in den Gehältern Unterschiede. Blick in die Tarifverträge z.B. im Sicherheitsgewerbe macht das klar. Aber, es gibt eben auch Tarifverträge, die bundesweit Gültigkeit haben, z.B. die Haustarifverträge. Und da hat bei gleichem Gehalt der Mitarbeiter, der in Nahbollenbach arbeitet, einfach mehr Geld in der Hand als der, der in Hamburg oder München arbeitet.


    Nur, Unterhalt wird immer ein Paket sein, und eine Rente ist nun mal ein Pauschalbetrag, der eben einer Überprüfung der Verwendung nicht zugängig ist. Ergibt sich aus dem BGB. Ich denke, dass man das akzeptieren sollte und auch kann. Und der Ausgleich ist halt zwischen dem Selbstbehalt und dem zu zahlenden Betrag zu schaffen. Ich denke, dass das eine faire Angelegenheit ist.


    Herzlichst


    TK

  • Hi


    dagegen ist nichts einzuwenden.


    Wir haben es in den Unterhaltsfragen mit Gesetzen und Verfahren zu tun, die sich über die Jahre entwickelt und auch von hoffentlich mehr oder weniger schlauen Köpfen immer wieder an sich ändernde Begleitumstände, gesellschaftliche Werte und Normen und auch sich ändernde Anschauungen angepasst und gegeneinander abgewogen worden sind. Als "Normalsterblicher" übersieht man dabei halt manchmal etwas und kommt dann zu einem anderen Ergebnis, was Anlass zu ungerechtfertigten Forderungen und unfairen Meinungen führt (wie zum Beispiel letzthin die Forderung hier im Forum, über die Verwendung des gezahlten Unterhalts als Unterhaltspflichtiger mitbestimmen zu dürfen).


    Wie gesagt, wenn alle gleich laut jammern, ist der Gerechtigkeit Genüge getan.


    Ein schönes Wochenende!