Finde es super, dass hier intensiv diskutiert wird und vor allem, dass aktuell tatsächlich Hoffnung besteht. Ich habe eine chronisch kranke Mutter und es ist absehbar, dass ich in wenigen Jahren vom Elternunterhalt betroffen sein könnte. Ich versuche bereits seit Jahren meine Finanzsituation legal dahingehend zu optimieren, Zahlungen vermeiden zu können. Ich bin durchaus motiviert, ein wenig Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und mich mit Gleichgesinnten zusammen zu schließen.
Auf Youtube gibt es diverse Kanäle, die sich mit Finanzen beschäftigen. Zum Beispiel "Aktien mit Kopf". Die Zielgruppe sind junge Leute, die sich Vermögen aufbauen wollen. Jeder von den Followern, die Eltern ohne Vermögen haben, sind potenziell gefährdet. Wenn man diese Leute erreicht, bin ich mir sicher, dass sich einige mit uns solidarisieren. Denn die wären vermutlich schockiert, über das potenzielle Risiko, welches ihren finanziellen “Lebensplan” erheblich schaden könnte. Die denken normalerweise weit voraus und diskutieren auf Facebook bereits über deutlich unwahrscheinlichere Risiken, die geeignet sind das Aktienportfolio zu schädigen. Den Kanalbetreiber hatte ich angeschrieben. Leider keine Reaktion. Ich plane aber in der zum Kanal gehörenden Facebook-Gruppe einen Beitrag zu verfassen.
Ich beschäftige mich seit längerem mit der Frage, wie man das Thema “Elternunterhalt” am besten öffentlich kommunizieren kann. Denn in den letzten Jahren, habe ich im privaten Umfeld einigen Personen mein Leid geklagt und war über deren Reaktionen überrascht. Es gab recht wenig Verständnis. Ich glaube die Leute denken sofort man sei kaltherzig. Demnach bräuchten wir eine glasklare Argumentation, warum der Elternunterhalt abgeschafft gehört. Und diese muss dazu geeignet sein, die Leute emotional zu erreichen! Am besten wäre, wenn man bei den Leuten sowohl deren (Verlust-)Angst als auch deren Gerechtigkeitssinn ansprechen könnte.
Mein aktuelles Hauptargument ist, dass ich es ungerecht finde, das Elternunterhalt nur Kinder betrifft, die aus einem armen Elternhaus kommen. Denn bereits Eltern die z.B. ein kleines Häuschen im Wert von 250.000 € besitzen, machen es durch diesen “Puffer” sehr unwahrscheinlich, dass die Kinder jemals zahlen werden. Deren Kinder klagen vermutlich darüber, dass durch Pflegekosten deren Erbe zerstört werden könnte. Was für ein Luxusproblem! Wenn man aus einem armen Elternhaus stammt, hat man gegenüber den besser gestellten Kindern diverse Nachteile: 1. Eine durch das soziale Erbe bedingte geringere Wahrscheinlichkeit Abitur zu machen, bzw. “Reichtum” aufzubauen. 2. Man hat nicht das Glück irgendwann etwas erben zu dürfen. Selbst wenn die Eltern nur ein kleines Haus besitzen und man das Erbe noch mit einem Geschwisterkind teilen müsste, hat man da ganz schnell mal 100.000 € steuerfrei zusammen. Ein armes Kind, hat auf ein solches Erbe von vornherein keine Aussicht. Mein Punkt ist in diesem Kontext: Ich gönne den besser gestellten Kindern ihre besseren Lebenschancen und die Möglichkeit zu erben! Die besseren Erfolgschancen und das Erbe bekommen diese Kinder ohne dafür etwas zu tun. Sie hatten einfach nur Glück in der “Eierstock-Lotterie”. Ich möchte keinen Ausgleich dafür, dass ich schlechter gestellt bin. Man könnte an eine stärkere Umverteilung durch Erhöhung der Erbschaftssteuer denken. Das möchte ich aber nicht, ich möchte niemanden etwas weg nehmen. Aber, wenn ich es entgegen der statistischen Wahrscheinlichkeit geschafft habe, mir etwas aufzubauen, dann möchte ich bitte nicht, dass mich das Volk (der Staat) auch noch bestraft, indem man mir Geld wegnimmt! Ich will nichts abhaben von den Kindern, die ohne ihr zutun was geerbt bekommen, aber bitte nehmt mir nichts weg!
Praktisch gesehen erfahren die meisten Bürger vom Elternunterhalt, wenn der Unterhaltsfall kurz bevor steht. Würden alle potenziell betroffenen Bürger bereits im Jugendalter über das Risiko informiert werden, dann bestünde die Gefahr, dass die Bürger weniger motiviert wären optimale finanzielle Leistung abzuliefern (optimale Steuerzahler zu werden), aus Angst, später was verlieren zu können. Für meinen jüngeren Bruder ist es tatsächlich so, dass er sich u.a. wegen dem Elternunterhalt-Thema, eher für einen entspannten Lebensweg (30h/ Woche als Erzieher) entschieden hat.
Nach Betrachtung des Gesamtsystems (Erbschaftssteuer, Chancengleichheit, Gleichbehandlung, Steuerbelastung, Höhe der Sozialversicherungsbeiträge etc.) erscheint mir der Elternunterhalt als Überbleibsel aus einer Zeit, als es noch keinen teuren Sozialstaat gab. Man hat einfach nur vergessen die betreffenden Gesetze zu streichen! In spätestens 50 Jahren wird es diese Gesetze vermutlich nicht mehr geben und aktuell befinden wir uns in der Übergangsphase. Als es noch keinen Sozialstaat gab, z.B. im Mittelalter, da war der Elternunterhalt sozusagen ein “Naturrecht”. Aber das heutige Sozialsystem (Steuern + Sozialversicherungsabgaben) verlangt insgesamt sehr viel Geld von seinen Bürgern und hat auch viel zu verteilen, da ist es unlogisch, dass genau an dieser Stelle keine Leistung durch das System erfolgt. Das lässt sich nur durch die historische Entwicklung begründen.
Ein weiteres Argument ist das “Verursacherprinzip”. Damit meine ich den Grundsatz, nach dem derjenige, der durch sein Verhalten, Vorgehen o.ä. Kosten verursacht, diese auch zu tragen hat! Nicht nur, dass wir als Kinder in den allermeisten Fällen sicherlich nichts für die finanzielle Situation der Eltern können, darüber hinaus können wir auch nichts dafür, dass wir geboren wurden. Das wir geboren wurden und Kinder der Eltern sind, liegt eindeutig in der alleinigen Verantwortung der Eltern. Ich hatte mich weder bestellt, noch hatte ich ein Widerrufsrecht.
Was sind denn aus eurer Sicht die Argumente die die Öffentlichkeit am besten erreicht?
Und was sind die Argumente die auf außenstehende Personen eher befremdlich wirken könnten?
Da ich selbst emotional so tief im Thema drin stecke, fällt es mir sehr schwer, einen objektiven Blick einzunehmen und diesen bräuchten wir, um eine wirksame Kommunikationsstrategie zu entwickeln.