Unsicher ob Heirat das richtige ist

  • Hallo zusammen,


    bin erst seit heute dabei aber seit einiger Zeit überlege ich ob ich meine Freundin heiraten möchte, oder ob ich es besser sein lasse. Hauptgrund meiner Unsicherheit besteht darin, das ich einfach nicht einschätzen kann, was passiert (finanziell) wenn es doch mal zur Scheidung kommen sollte. Zur Info meine Freundin kommt aus Thailand und damit wir zusammen leben können, steht halt die Ehe zur Wahl.


    Mein Problem nur, das ich jetzt auch nur ein durchschnittsverdiener bin und zur Zeit ganz passabel als single leben kann. Mal angenommen man würde jetzt heiraten und nach X Jahren geht alles in die Brüche aus welchen Gründen auch immer. Wenn es dann zur Scheidung kommt mit welchen Kosten muss man da ca. Rechnen bzw. wie sieht das eigentlich mit der Unterhaltszahlung für den Ehepartner aus? Wie lange muss so einer eigentlich bezahlt werden? Gibt es das noch das der Unterhalt für immer gezahlt werden muss?


    Ich gehe mal davon aus das meine Freundin Wirtschaftlich der schwächere Partner sein wird und bleiben wird. Hintergrund ist, es muss erst noch der Sprachkurs gemacht werden und dann fängt sie mit 35+ Jahren an Arbeit zu suchen. Vermutlich liegt der Verdienst im Bereich des Mindestlohns.


    Macht es Sinn auf einen Ehevertrag zu setzen, um im Falle der Scheidung schon das meiste Geregelt zu haben?


    Danke vorab für eure Meinungen.


    Gruß

  • Hi,


    die Entscheidung, ob man heiratet, kann einem keiner abnehmen. Das musst du schon selbst wissen. Ob ein Ehevertrag sinnvoll ist, das können wir auch nicht abschätzen. Der könnte dann angebracht sein, wenn wirtschaftlich gesehen eine große Schieflage zwischen den Betroffenen besteht. Etwa: ein Partner hat ein eigenes Unternehmen, im Rahmen des Zugewinnausgleichs könnte das zum Ruin der Firma führen. Ansonsten sind diese Verträge meist überflüssig, zumindest für die Betroffenen, nicht jedoch für das Konto des Notars.


    Lebenslange Unterhaltsansprüche gibt es nur noch in Ausnahmefällen, etwa bei Ehen mit langer Dauer. Wenn die Frau 30 Jahre Hausfrau war, inzwischen deutlich über 50 ist, dann wird sie in der Regel keinen Job mehr finden, das wäre so ein Fall. Oder aber, die Frau ist schwer erkrankt. Aber auch in letzterem Fall wird es wahrscheinlich auf eine befristete Unterhaltsforderung hinaus laufen. Wie lange eventuell Unterhalt zu zahlen ist, das ist eine individuelle Entscheidung. Letztlich wird aber davon ausgegangen, dass jeder für sich selbst sorgen soll, in einer Übergangsphase soll dem sozial schwächeren Partner eben die Umstellung ermöglicht werden, das ist ein Ausfluss aus der besonderen Schutzfunktion, die die Ehe letztlich hat.


    Bitte noch eines bedenken. Wenn man einen Ehevertrag abschließt, der Unterhaltsansprüche ausschließt, so ist der auch nur bedingt anwendbar. Wenn die Ehefrau nach der Trennung (aufstockend) ALG II erhält, weil sie nicht genug verdient, um sich zu unterhalten, so wird das Job-Center den Ehemann trotzdem in Anspruch nehmen, zumindest für eine gewisse Zeit.


    So, das ist mein Einstieg in die Problematik. Jetzt kannst du detailliert weiter fragen.


    Herzlichst


    TK

  • Lieber Aceventura,


    schon alleine diese Gedanken vorab zu haben, sind mE nicht die besten Zeichen mit denen du eine Ehe entgegen trittst.


    Bei der Ehe handelt es sich im Grunde genommen um nichts anderes als ein Vertrag zwischen zwei Partner, der im Nukleus vorsieht eine lebenslange Absicherung und wirtschaftliche Einheit zu bilden. Entsprechend ist das Familien- und Unterhaltsrecht auch sehr starr auf diesen Kerngedanken der wirtschaftlichen Einheit beschränkt, was regelmäßig dann zu einem bößen Erwachen führt, wenn die Ehe in der heuten modernen Zeit eben frühzeitig beendet wird - in diesem Fall werden die ehelich prägenden Verhältnissen, insbesondere beim Unterhaltsrecht, oft auf unbestimmte Zeit fortgesetzt, da die Partner ein gegenseitiges Vertrauen in die Ehe haben durften und das gegenseitige Absichern auch über die Ehe hinaus tw. aufrecht gehalten werden soll - Fakt ist aber auch, dass auch bei rel. langen Ehen idR das "Absichern" ein Ende nimmt.


    Heutzutage ist mE das Familen- und Unterhaltsrecht noch sehr auf die klassische Hausfrauen-Versorger-Konstellation zu geschnitten, und mE. hört die Frauenemanzipation im heutigen Unterhaltsrecht und der der Rechtsprechung auf.


    Wenn du meine ehrliche Meinung haben möchtest, und unter der von dir geschilderten Konstellation: Lass es schlicht bleiben - für dich ergeben sich aus diesem Vertrag faktisch keine Vorteile.


    MFG

  • Hi,


    kleine Korrekturen: nur weil ein Unterhaltsanspruch für unbestimmte Zeit festgelegt ist, heißt das nicht, dass der finanziell Stärkere ewig zahlen muss. Es bedeutet nur, dass man zum Zeitpunkt der Festsetzung der Zahlungen nicht weiß, wie lange der Anspruch besteht. Und im überwiegenden Teil der Ehen ist doch mit der Scheidung auch Schluss mit Unterhaltszahlungen, es sei denn es sind andere Hemmnisse da wie etwa kleine Kinder.


    Und die Hausfrauen-Versorgungs-Konstellation haben doch die Ehepartner selbst zu vertreten. Sie können sich doch für ein anderes Modell entscheiden. Und, die Gesetze gelten doch auch im umgekehrten Fall, nämlich bei einer Hausmann-Versorgungs-Konstellation.


    Herzlichst


    TK

  • TK,


    kleine Kinder als Hemmnisse zu bezeichnen, find ich gewagt, aber ich denke, dass du meinst Unterhalt wegen Betreuung eines Kindes.


    Liebe Grüße ;)

  • Hi,


    was die berufliche Entwicklung angeht, sind Kleinkinder Hemmnisse. Die Flexibilität bei Arbeitszeiten fehlt halt. Und die ist ja häufig der Sprung bzw. die Voraussetzung für die berufl. Karriere, für die besser bezahlten Jobs. Einer in der Familie muss eben für einige Jahre zurück stecken. Wie soll es sonst funktionieren? Die wenigsten Eltern arbeiten direkt neben der Kita (immerhin toll, dass es die inzwischen flächendeckend gibt), und das Elternteil, welches zurück steckt, für die Familie und damit sich das andere Elternteil eben voll beruflich entfalten kann, ist ja letztlich auch für den Erfolg des anderen mit verantwortlich. Und das ist im Fall der Trennung eben auszugleichen. Es kann ja auch der Mann sein, der zurück steckt. Nur, das wird ja in den seltensten Fällen gerade von den Männern akzeptiert. Wir haben lediglich etwa 10% Männer, die dauerhaft Elternzeit nehmen.


    Herzlichst


    TK

  • Lieber TK,


    nun ist erst einmal so, dass nicht Flexibilität über "Sprung" in der Karriere entscheidet, sondern viel mehr Studium, Ausbildung, Engagement vor und nach der Kinderbetreuung schnell wieder in den Beruf zu finden (wo eine Wille ist, ist auch ein Weg...).


    Wenn lediglich Flexibilität häufig die Voraussetzung für besser bezahlte Jobs wäre, würde unsere Bildungsinitiative ins Leere laufen. Sie ist nur eine von vielen Komponenten, nicht aber die Wesentlichste.


    Sicher ist allerdings, dass insbesondere in den Berufsbranchen wo feste Arbeitszeiten (bspw. EInzelhandel, Handwerk u.A.) vorgeschrieben sind, von den Rückkehrern erhöhte organisatorische Bestrebungen abverlangt werden, um Kind und Familie zu vereinbaren - daran knüpft an, dass von den Rückkehrern ein erforderliches Maß an Flexibilität erwartet wird, was Ihnen aber auch zuzumuten ist und von Ihnen verlangt werden darf.


    Abseits davon haben Arbeitnehmer, die nach wie vor den überwiegenden Anteil der Erwerbstätigen darstellen, in den kaufmännischen Berufen spätestens seit der Verlagerung der Arbeitsaktivitäten ins (temporäre) Home-Office mehr Flexibilität denn je.


    Mit Kindertageseinrichtungen, die neben den Kernzeiten noch weitere Betreuungszeiten anbieten, ist hier sicherlich in einigen Gebieten, auch wenn bei weitem nicht flächendeckend, schon eine richtige Richtung eingeschlagen.


    VG

  • Hi,


    ich habe ja nicht die Ausbildung/das Studium als Fundament einer Berufstätigkeit ausgeschlossen. Nur es geht um die Umsetzung des Ganzen. Und da ist dann Flexibilität gefragt. Und, ganz ehrlich, ich suche seit Jahren die Kita, die ab 6.00 Uhr offen hat und das bis 20.00 Uhr am Abend. Schön, wenn es die in deinem Umfeld gibt. Und, man kann nun mal vieles nicht im Homeoffice erledigen. Z.B. die Bäckereifachverkäuferin, die Kassiererin an der Kasse im Supermarkt, die Arzthelferin u.s.w. Das Schlimme ist ja, diese ganzen gering bezahlten Berufe sind von Frauen belegt. Diese Frauen bleiben dann auch zu Hause, wenn das erste Kind da ist. Ist ja vernünftig. Nur, wenn es zur Scheidung kommt, dann haben wir das Problem. Und da dann zu schreien, Frauen würden bevorzugt, sorry. Ist einfach nicht der Fall. Das Problem ist vielschichtig.


    Herzlichst


    TK

  • Hallo TK

    ich suche seit Jahren die Kita, die ab 6.00 Uhr offen hat und das bis 20.00 Uhr am Abend.

    Gab es in der DDR als Standart, sogar Betriebskindergärten oder Uni-Kindergarten waren üblich.

    Das ging dann soweit, dass im Studium oder der Ausbildung für junge Eltern eine "sozialistische Hilfe" in Form von Lerngruppen organisiert wurde, damit Lernrückstände aufgeholt und Prüfungsvorbereitungen realisiert werden konnten.

    Das Modell hat sich ja aus anderen Gründen nicht bewährt, es waren aber auch viel mehr Frauen in "Vollbeschäftigung".

    Heute kämpft jeder für sich allein, es entscheiden andere Kriterien.

    würde unsere Bildungsinitiative ins Leere laufen.

    was meinst du damit?

    in den kaufmännischen Berufen spätestens seit der Verlagerung der Arbeitsaktivitäten ins (temporäre) Home-Office mehr Flexibilität denn je

    nur wenn Sie "Schreibtischtäter" sind, im Einzelhandel gibt es ja immer noch Öffnungszeiten.


    Gruß


    frase

  • Frase, insoweit schaue ich neidvoll auf die DDR-Regelungen, wirklich. Nur, die gab es im Westen nie, und die gibt es so leider auch in den neuen Bundesländern nicht mehr. Uni-Kindergärten gibt es in meinem Land zumindest flächeneckend. Nur, wie viel wird damit abgedeckt? Betriebskindergärten ist ein langes Thema. Ich bin absoluter Befürworter, aber, sie sind teuer. Zwar zahlen die Kommunen dann Zuschüsse für die Kinder, die aus ihrer Kommune kommen, eventuell. Aber selbst wenn, wenn man einen Betrieb hat, in welchem Mitarbeiter aus 20 Kommunen kommen, überleg mal den Verwaltungsaufwand für den Betrieb. Funktioniert schon einfach deshalb nicht, leider.


    LG


    TK