Ehegattenunterhalt - wie lange, wieviel?

  • Hallo zusammen,


    ich wende mich mit folgender Frage an euch: ich habe mich von meiner Frau getrennt, sie wohnt derzeit bei ihrer Mutter. Ich war der Hauptverdiener mit ca. 5000 netto, sie hatte aus selbstständiger Arbeit ca. 500 Euro monatlich (sagt sie). Ich wohne weiter im gemeinsamen Haus, kümmere mich um Kinder und Hund und zahle auch die Darlehensrate weiter und arbeite Vollzeit. Derzeit zahle ich 1250 Euro Unterhalt an sie. Ich würde gern ihre Haushälfte übernehmen, dem stimmt sie aber nicht zu, da sie es selbst gern übernehmen möchte, wenn sie (irgendwann) einen Job hat. Sie sucht im Moment, war aber wohl noch nicht erfolgreich. Es geht ihr leider nicht sehr gut. Ab Januar muss der Unterhalt neu berechnet werden, da ich die Steuerklasse wechsle und auch meine Arbeitszeit ein wenig auf 90% reduzieren muss.


    Ich zahle gerne Trennungsunterhalt, aber ich möchte auch mit der Aufteilung vorankommen und eigentlich auch, dass sie für sich selbst Verantwortung übernimmt.


    Wir waren 20 Jahre verheiratet, die erste Hälfte unserer Ehe hatte sie die meiste Zeit eine Vollzeitstelle und ich Teilzeit. Dann habe ich meine Stelle angenommen und wir sind in das Haus gezogen. Ich habe mir schon lange gewünscht, dass sie wieder mehr arbeitet (Kinder sind 15 und 19), das war mit ein Trennungsgrund.


    Wie lange werde ich voraussichtlich Trennungsunterhalt zahlen müssen? Was passiert, wenn sie einfach alle Lösungsvorschläge blockiert und wir uns wegen das Hauses nicht einigen können? Wie lange zahle ich ihr Unterhalt, wenn das womöglich eine nicht einvernehmliche Scheidung wird?


    Wir haben beide (noch) keine Anwälte, haben uns aber (jeder für sich) beraten lassen, auf den Unterhalt bis Dezember haben wir uns geeinigt.


    Danke schonmal!

  • Hi,


    ich tue mich schwer, in so komplexen Fällen einigermaßen verbindlich zu antworten. Da ist immer ein Anwalt gefragt, einfach, weil es auch um sehr viel Geld geht. Deshalb nur eine allgemeine Antwort. Wir haben es mit einer Ehe von langer Dauer zu tun. Der Frau geht es nicht gut. Auf der anderen Seite leben die Kinder bei dir, sie müsste eigentlich Unterhalt zahlen. Aufgrund der geringen Summe, die du bei deinem Einkommen an die Frau zahlst, scheint das ja schon irgendwie Berücksichtigung gefunden zu haben. Aber, da können schon einige Jahre zusammen kommen. Das muss der Fachmann vor Ort bewerten, der dann alle Unterlagen zur Verfügung hat.


    Zum Haus: du schuldest deiner Frau für ihren Anteil Nutzungsentschädigung. Bitte das nicht vergessen. Wenn man sich überhaupt nicht einigen kann, dann kann es letztlich zu einer Teilungsversteigerung kommen, auf Antrag. Aber, ihr seid ja erst kurz getrennt, ich würd nach einer so langen Ehe die Hausproblematik langsam aufarbeiten, oft lösen sich diese Probleme ja auch, weil man nach einiger Zeit alles etwas anders sieht, z.B., weil die emotionale Bindung an ein Haus nachlässt.


    Herzlichst


    TK

  • Vielen Dank für die Antwort. Ja, der Unterhalt und auch der Nutzwert der Immobilie für mich, weil ich ja mietfrei da wohne, ist in die Unterhaltsberechnung für meine Frau eingeflossen. Im Moment macht die Nutzungsentschädigung für ihre Hälfte ja keinen Sinn, weil das dann wieder als Einkunft auf ihrer Seite in die Unterhaltsberechnung einfließt, wenn ich das richtig verstehe jedenfalls.

    Mir hilft vor allem deine Aussage, sich mit dem Haus Zeit zu lassen. Vielleicht trägt das tatsächlich zur Lösung bei. Natürlich hätte ich gern baldmöglichst alles geregelt, damit ich auch weiß, wie es langfristig für mich weitergehen kann. Aber ja, muss vielleicht nicht alles sofort sein.


    Was mich glaube ich ärgert, ist dass ich mich im Moment um alles kümmere, auch finanziell, und das Gefühl habe, auf ihrer Seite ist keine Motivation, sich wenigstens um sich selbst zu kümmern. Ich habe Angst, dass das lange so weiter geht und ich eine lange Zeit hohen Unterhalt zahlen muss. Natürlich ist der Trennungsunterhalt erstmal gerechtfertigt. Aber dadurch dass ich alles trage (finanziell und auch so) empfinde ich es unfair, sehr viel länger als das Trennungsjahr Unterhalt zu zahlen, oder zumindest einen so hohen Unterhalt. Zumal sie ja als die Kinder klein waren mehr gearbeitet und auch mehr verdient hat als ich - es also nicht immer so war, dass sie sich um die Familie gekümmert hat und ich erwerbstätig war. Der krasse Unterschied im Verdienst besteht also nicht die ganze Dauer der Ehe über, sondern erst die letzten ca. 8 Jahre. Man hat immer das klassische Bild im Kopf, wo die Frau mit Geburt der Kinder zuhause bleibt und der Gatte Karriere macht - das sehe ich bei uns eigentlich nicht so. Spielt das eine Rolle?


    Beste Grüße einstweilen!

  • Hi,


    "man" geht durchaus nicht vom klassischen Modell aus, wer immer mit "man" gemeint ist. Fakt ist, dass wir hier eine Ehe von langer Dauer haben, und dass die finanzielle gegenseitige Fürsorge eben nicht mit der Trennung und auch nicht nach einem Jahr aufhört. Das ist die individuelle Entscheidung. Ich kenne bei so Konstellationen eigentlich niemanden, der sich damit schnell abfinden kann. Einerlei, ob er der sozial Schwächere ist oder aber der Stärkere.


    Ich rate in so Fällen immer, ausnahmslos immer, zunächst etwas Zeit verstreichen zu lassen. Beide Seiten müssen sich mental neu sortieren, die neuen Gegebenheiten müssen im Kopf ankommen. Offensichtlich plant ja die Frau auch, wieder mehr zu arbeiten, sonst hätte sie ja nicht im Kopf, das Haus zu übernehmen.


    Inwieweit das, was du jetzt finanziell trägst, in Unterhaltsberechnungen eingeht, das kann dir ein Anwalt sagen, der dann auf den Punkt genau rechnet.


    Herzlichst


    TK