Hi,
sorry, vielleicht etwas altmodisch. Aber ich bin so erzogen, dass ich für das verantwortlich bin, was ich "verursache," und dazu gehören nun mal auch meine Kinder. Ich meine, man sollte sich darauf konzentrieren, die Ursachen für die Armut von Alleinerziehenden und ihren Kindern zu beseitigen. Diese verfluchte 3-Jahresfrist, in der man nach der Geburt nicht arbeiten muss, das ist ein Rückschritt ohne Ende. Hier wurde ein allgemeines Lebensrisiko auf die Unternehmer abgewälzt. Bei uns hieß das im Klartext, dass man hochwertige Stellen nicht an Frauen im gebährfähigen Alter gegeben hat. Und gerade im Büro ist ja der Wandel so schnell, dass nach 3 Jahren Pause letztlich nur noch für minderwertige Arbeiten wieder eingestiegen werden kann. Ein wesentlicher Baustein zur Armut. WEiterer Baustein ist die nach wie vor schlechtere Ausbildung der Frauen ("ist je eh nur bis zum ersten Kind"). Und ganz wichtig, die gesellschaftliche Ächtung der Frauen, die 8 Wochen nach der Geburt wieder anfangen zu arbeiten.
Und diese Ansatzpunkte, die müssen wir in der Familie weg bekommen. Ich z.B. wurde bei dem Vorstellungsgespräch meines Jüngsten vor der Einschulung gefragt, ob es etwas besonderes in der Familie gäbe, was die Schule wissen müsse. Ich zögerte mit der Antwort, der Rektor meinte dann: "na ja, z.B. wenn der Vater trinkt oder die Mutter arbeitet." Eine Studienpraktikantin, die ihr Praktikum bei mir absolvierte, hatte zwei Kinder, die vormittags im Kindergarten waren. Das Praktikum wurde von der Dauer her verlängert, also massgeschneidert auf die Kita-Zeiten. Nach etwa zwei Wochen gab es dann einen ziemlichen Aufstand. Ehemann tauchte auf, brüllte unheimlich rum, erklärte, er sei es satt, wenn er nach Hause käme, eine müde Frau vorzufinden, es sei ihm vor den Nachbarn peinlich, die könnten ja glauben, er würde inzwischen zu wenig verdienen, um seine Frau zu ernähren. Er zerrte sie raus, sie ward nicht mehr gesehen.
Etwa drei Jahre später wurde ich als Zeugin in einer Familienrechtsangelegenheit vor Gericht geladen. Als ich die Parteien sah, wußte ich wieder, wer es war. Er hatte inzwischen die Ehefrau gegen was jüngeres eingetauscht. Inzwischen war nicht mehr die Rede davon, dass Berufstätigkeit auch den Kindern schaden könnte, im Gegenteil. Auch das wurde der Frau die drei Jahre zuvor bei der "Abholaktion" vorgeworfen. Nee, er sah gar nicht ein, dass er für die Frau auch nur einen Cent nachehelichen Unterhalt zahlen sollte. Natürlich war schon das berühmte "Trotzkind" mit der Neuen gezeugt. Da er gut verdiente, hat dann das Gericht entschieden, dass auch für die Frau für die Dauer bis zur Beendigung des Studiums noch Unterhalt zu zahlen sei.
Ein guter Freund von mir ist in einer großen Stadt in Deutschland DER Arbeitsrechtler, arbeitet als Anwalt. Seine Erfahrung durchgängig ist, dass er von jungen Müttern nicht etwa mandatiert wird, weil sie nicht an ihren alten Arbeitsplatz zurück können, sondern weil sie eben nicht mehr zurück wollen, und eine Abfindung aushandeln lassen wollen.
Und diese Problematik bekommen wir weder durch Unterhaltsvorschuß weg, noch durch sonst was der Regierung. Da sind wir alle gefragt. In der Erziehung unseres Nachwuchses. Im Respekt vor Menschen, die gleich acht Wochen nach der Geburt wieder anfangen zu arbeiten. Die also gar nicht erst in die Armut abrutschen. Bei 150 verschiedenen Förderungsmöglichkeiten für Kinder, da denke ich mal, ist der Staat an seiner Grenze angekommen. Wir sollten uns drauf konzentrieren, dafür zu sorgen, dass es der Förderung nicht bedarf.
Herzlichst
TK